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Der Soziopath und die antisoziale Persönlichkeitsstörung

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Zusammenfassung

Die Bezeichnungen Soziopath, antisoziale Persönlichkeitsstörung und Psychopath werden oftmals synonym verwendet. Dies, obwohl in Expertenkreisen zumindest für das psychopathische Störungsbild eine klar von den beiden anderen Begriffen abzugrenzende Bestimmung gehandhabt wird. Es existieren zwar viele Gemeinsamkeiten zwischen betroffenen Personen aller drei Störungsbilder, der Unterschied jedoch ist die genetische Komponente (mehr Infos über Psychopathen findst du hier).

Der Soziopath und der Psychopath weisen beide eine antisoziale Persönlichkeitsstörung nach dem DSM-5 (Walsh & Wu, 2008; Patrick & Brislin, 2014) auf bzw. eine dissoziale Persönlichkeitsstörung laut des ICD-10s (Weltgesundheitsorganisation, 2009). Die Definition der antisozialen Persönlichkeitsstörung versagt jedoch bei der Differenzierung zwischen Soziopath und Psychopath. Der Soziopath ist ein Ergebnis seiner Umwelt, mit geringeren Einfluss der Gene. Der Psychopath hingegen ist ein Ergebnis seiner Gene, wobei die Umwelt nur geringen Einfluss nimmt.

Daher ist die Zahl der Soziopathen nicht stabil, sondern abhängig von der sozialen Situation innerhalb einer Population (Walsh & Wu, 2008). Je schlechter die Lebensverhältnisse, desto mehr Soziopathen wird man antreffen können. Armut und Gewalt also erzeugen Soziopathen. Der Psychopath hingegen stellt eine Konstante in jeder Gesellschaft dar unabhängig von den sozialen Strukturen (Patrick & Brislin, 2014).

Soziopathentest

deineTests bietet zwar keinen Soziopathietest an, dafür jedoch einen Psychopathentest. Diesen findest du hier. Nun ist, wie dieser Blogbeitrag ausführlich darlegt, Soziopathie nicht gleich Psychopathie, allerdings sind beide Persönlichkeitsstörungen insbesondere in ihrer Symptomatik ähnlich. Daher ist die Verallgemeinerung durchaus gerechtfertigt, dass Personen mit sehr hohen Psychopathiewerten ebenfalls hohe Soziopathiewerte vorzeigen würden.

Natürlich sind die Ergebnisse unseres Psychopathentests nicht mit einem klinischen Test, durchgeführt von einem ausgebildeten Psychologen, vergleichbar. Fragebögen wie der Psychopathentest dienen eher dem Screening. Es handelt sich also um einen Schnelltest, auf welchen ausführliche Tests folgen müssen, damit ein handfestes Urteil gefällt werden kann. Nichtsdestotrotz ist das Ergebnis unseres Psychopathentests nicht an den Haaren herbeigezogen. Unter "Der Psychopathentest" kannst du alle Infos nachlesen, insbesondere eine Zusammenfassung der Validierungsstudie.

Symptome der Soziopathie und der antisozialen Persönlichkeitsstörung

Soziopathen sind per Definition kriminell (American Psychiatric Association, 2013; Walsh & Wu, 2008). So beinhaltet ein Kennzeichen der antisozialen Persönlichkeitsstörung innerhalb der DSM-5, dass Betroffene bereits seit dem 15. Lebensjahr mehrfach soziale und gesetzliche Normen gebrochen haben, die Grund für eine Festnahme waren (American Psychiatric Association, 2013). Darüber hinaus teilen antisoziale Gestörte und Soziopathen viele Eigenschaften mit Psychopathen.

Sie seien pathologische Lügner, manipulativ, impulsiv, arrogant, empathielos und gewissenlos (American Psychiatric Association, 2013; Patrick & Brislin, 2014; Walsh & Wu, 2008). Außerdem ist Substanzmissbrauch bei ihnen weit verbreitet (Patrick & Brislin, 2014). Es gibt jedoch auch einige Eigenschaften, die antisozial Gestörte sowie Soziopathen von Psychopathen unterscheidet. Abgesehen davon, dass Psychopathen nicht per Definition kriminell sind, ist der Grad der Aggression und die Menge von körperlichen Auseinandersetzungen bei Soziopathen und antisozial Gestörten Teil der Definition (American Psychiatric Association, 2013).

Psychopathen können zwar ebenfalls aggressiv sein, jedoch ist dies ein weniger bedeutender Bestandteil ihrer Beschreibung. Antisozial Gestörte und Soziopathen stammen im Gegensatz zum Psychopathen fast immer aus sozial schwachen Strukturen (Patrick & Brislin, 2014; Walsh & Wu, 2008). Es sind also die Umstände, die Erfahrung von Gewalt oder allgemein missbrauchende Erlebnisse unterschiedlicher Art, die Soziopathen und antisozial Gestörte hervorbringen. Hier findet man auch den größten Unterschied zwischen diesen Störungsbildern und der psychopathischen Persönlichkeitsstörung – die Gewissenlosigkeit ist antrainiert.

Soziopathen sind dazu fähig mehr als nur grundlegende Emotionen wie Wut und Freunde zu empfinden. Sie kennen auch soziale Emotionen, wie Scham, Liebe und Reue. Empfindungen, die dem Psychopathen von Natur aus fremd sind und die er sich nicht antrainieren kann (Patrick & Brislin, 2014).

Wie viele Soziopathen gibt es?

Da Soziopathen ein Produkt der gesellschaftlichen Umstände darstellen und nur zu geringen Maßen ein Produkt der Gene, ändert sich der Anteil an Soziopathen an der Gesellschaft je nach Gesellschaft. Studien zum Anteil an antisozial Gestörten in deutschen Gefängnissen kommt zu teilweise sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Diese reichen von 26% bis 72%, wobei auch der Wert 36,7% gefunden worden ist (Dudeck et al., 2009; Frädrich & Pfäfflin, 2000; Ukere, 2012).

In einer Metastudie über psychische Erkrankungen in der US-amerikanischen Gefängnispopulation wurde bei 47% von 13 844 Gefängnisinsassen eine antisoziale Persönlichkeitsstörung festgestellt (Fazel & Danesh, 2002). Mindestens 75% der antisozial Gestörten sind hierbei Soziopahten.

Die Daten aus den USA könne beim Versuch helfen, die Anzahl an Soziopathen in deutschen Gefängnissen näher zu bestimmen. Bedenkt man, dass Soziopathen, kriminelle Psychopathen und allgemein antisozial gestörte Personen vor allem aus sozial schwachen Strukturen stammen und das Sozialsystem in Deutschland besser ist als jenes in den USA, so sollte der Anteil an antisozial Gestörten Personen im Gefängnis ebenfalls etwas geringer sein. Eine Schätzung, die von weniger als 47% Soziopathen in deutschen Gefängnissen ausgeht, würde von dieser Überlegung gestützt werden.

Literaturverzeichnis

American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders: DSM-5 (5. ed.). Washington, DC: American Psychiatric Publishing.

Dudeck, M., Kopp, D., Kuwert, P., Drenkhahn, K., Orlob, S., Lüth, H. J., . . . Spitzer, C. (2009). Die Prävalenz psychischer Erkrankungen bei Gefängnisinsassen mit Kurzzeitstrafe. Psychiatrische Praxis, 36(05), 219–224.

Fazel, S., & Danesh, J. (2002). Serious mental disorder in 23 000 prisoners: A systematic review of 62 surveys. The Lancet, 359(9306), 545–550.

Frädrich, S. G., & Pfäfflin, F. (2000). Zur prävalenz von persönlichkeitsstörungen bei strafgefangenen. Verlag nicht ermittelbar.

Miller, J. D., Lyman, D. R., Widiger, T. A., & Leukefeld, C. (2001). Personality disorders as extreme variants of common personality dimensions: Can the five factor model adequately represent psychopathy? Journal of Personality, 69(2), 253–276.

Patrick, C. J., & Brislin, S. J. (2014). Antisocial personality disorder/psychopathy. The Encyclopedia of Clinical Psychology, 1–10.

Ukere, A. (2012). Zur Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen bei Strafgefangenen. Universität Ulm.

Walsh, A., & Wu, H.‐H. (2008). Differentiating antisocial personality disorder, psychopathy, and sociopathy: Evolutionary, genetic, neurological, and sociological considerations. Criminal Justice Studies, 21(2), 135–152.

Weltgesundheitsorganisation. (2009). The ICD-10 classification of mental and behavioural disorders: Clinical descriptions and diagnostic guidelines (Reprinted.). Geneva: World Health Organization.